Liebe Freundinnen und Freunde des hothouse for rough translations [h4rt],
sehr glücklich sind wir, dass durch die Förderung der pbb STIFTUNG DEUTSCHE PFANDBRIEFBANK das [h4rt]-Eröffungsprojekt der Schweizer Künstlerin Penelope Wehrli nunmehr fast gesichert ist. Damit nach den Previews im Frühjahr und Sommer diesen Jahres das [h4rt] im September definitiv und offiziell starten kann, fehlen jetzt nur noch 450 Euro!
Äußerst hoffnungsfroh, diesen Betrag bald zusammenzubekommen, möchten wir Sie und Euch bereits jetzt sehr herzlich zur ersten Premiere im [h4rt] einladen. Zu Gast ist die Schweizer Künstlerin PENELOPE WEHRLI, die nach einer ersten Vorschau im Frühjahr nunmehr ihr Projekt mit dem Titel HOUSE OF SNOW (Part 2: Where ist the dog?) zeigen wird. Wehrlis Arbeit, die wesentlich von der Beschäftigung mit dem Werk 'Synergetics' des amerikanischen Architekten Richard Buckminster Fuller beeinflusst ist, und die sie selbst als 'künstlerische Recherche zu komplexen Systemen und den Möglichkeiten kooperierenden Handelns' bezeichnet, wird am
21. September 2016, 20:00 Uhr – 22:30 Uhr Premiere feiern und anschließend vom 22.-24. September 20:00 – 22:30 im [h4rt] zu sehen sein.
Ort des Geschehens ist das alte Gewächshaus in der Schleißheimer Straße Nr. 458-460 (Rückgebäude).
'Where is the dog in this picture?' Diese Frage des Neurologen Wolf Singer mit dem Blick auf ein Bild, das die Vernetzung von unterschiedlichen Hirnarealen beim Anschauen eines Hundes zeigt, beschreibt bildhaft und zugleich poetisch das grundsätzliche Problem, komplexe dynamische Systeme mit unserem linear geschulten Denken zu begreifen. Wie synchronisiert ein Gehirn Myriaden von Impulsen zu einem zusammenhängenden Bild? Was hält einen Superorganismus im Gleichgewicht und wie reguliert sich ein instabil werdendes System selbst? Wie organisieren sich 'soziale Wespen', von denen jede auch eine Königin sein könnte? Wie viel Neu-Organisation und Neu-Erfindung braucht eine Gesellschaft, ein Gehirn, ein Körper, um lebensfähig zu bleiben? Wie viele Egoisten kann eine Gesellschaft aushalten, ohne zu zerfallen? Die Fragen, die Penelope Wehrli stellt, bilden für die Künstlerin das Zentrum einer Recherchereise in die Denkwelten unterschiedlicher adaptiver Systeme. Seit 2011 hat sie zwei experimentelle Verhaltens- und Evolutionsbiologen zu ihrer Forschung befragt sowie eine Neuropsychologin, einen Kulturwissenschaftler und eine Aktivistin. Für HOUSE OF SNOW beschreiben sie vor der Kamera die adaptiven Systeme und Superorganismen, die im Fokus ihrer Forschung, beziehungsweise ihres Lebens stehen, während eine zweite Kamera jeweils das Off des Raumes filmt oder direkt auf den jeweiligen Forschungsgegenstand (z.B. ein Wespennest) gerichtet ist. Die Künstlerin schreibt über HOUSE OF SNOW: „Ob diese Sammlung lose bleibt, oder eine Ordnung findet, ob daraus ein Film entsteht, oder eine polyperspektivische Videoinstallation, oder ob sie in einer Gesprächsrunde mündet, ist offen. Genauso offen ist, ob aus dem Betrachten von naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Phänomenen überhaupt Kunst entstehen kann. Aber wenn, dann müssten die gesammelten Informationen diffundieren und in einen physisch erfahrbaren Raum transformiert werden. Diesen Fragen möchte ich im hothouse for rough translations nachgehen.“
HOUSE OF SNOW (Part 2: Where ist he dog?)
Penelope Wehrli – Konzept, Video, Raumpartitur
Joa Glasstetter – Klangraum und Programmierung
Neben dieser ersten Premiere möchten wir Sie und Euch auf ein weiteres Projekt aufmerksam machen. So wird die Regisseurin Christiane Pohle Ende September den ersten Teil ihrer performativen, den zentralen Fragen des hothouse for rough translations-Vorhabens gewidmeten Grundlagenforschung si·mul·tan zeigen. Gemeinsam mit einem internationalen Schauspieler- und Tänzerensemble, in Zusammenarbeit mit dem PATHOS München und dem [h4rt], untersucht Christiane Pohle die Problematik des simultanen Dolmetschens: wie lässt sich jene tiefgreifende Verschiebung beschreiben, die im Moment der Übertragung von einer in eine andere Sprache entsteht und für den die Übersetzungswissenschaft den Begriff Décalage vorschlägt? si.mul.tan ist eine Recherche über Sprache als Kommunikations- und Übersetzungsmittel, und über Dolmetscher als objektive und professionelle Vermittler. Ausgangspunkt der performativen Arbeit bildet ein gleichermaßen unwahrscheinliches wie folgenreiches Ereignis: Verantwortlich für die korrekte, möglichst objektive Übertragung eines sprachlichen Verhandlungsgegenstandes, scheitern die Dolmetscher an genau dieser Verantwortung. Eben noch perfekt funktionierende 'Durchgangsstation von Sprache', geraten sie plötzlich in Konflikt mit den zu übersetzenden Inhalten, mit der Unvermeidlichkeit der Décalage. Sie sehen sich außerstande, ihrer Aufgabe nachzukommen. Übersetzung ist nicht länger möglich. Der Riss zwischen den Sprachen vergrößert sich. Die Leerstelle ersetzt den Übertragungsvorgang. An dem Versuch scheiternd, dem anwesenden Publikum durch sprachliche Erklärungen die Dimension dieser Leerstelle zu vermitteln, laden die Dolmetscher ihre Zuschauer ein, die Lücke, die sich in der Übertragung von einer in die andere Sprache schmerzvoll geöffnet hat, räumlich zu erfahren. Die ungewöhnlich Reise endet im [h4rt].
si.mul.tan
Idee/Konzept - Christiane Pohle und Malte Ubenauf
Mit - Sayaka Kaiwa, Johannes May, Philip Dechamps
Künstlerische Mitarbeit - Christa Hohmann
(In Zusammenarbeit mit dem PATHOS München, gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München und der Franz Meiller Stiftung)
26./29./30. September jeweils um 18:00, 19:30 und 21:00 Uhr
Treffpunkt Schwere Reiter (Dachauer Str. 114)
Achtung: Es handelt sich um 3 unterschiedliche Performances, mehrmaliges Kommen oder ein Kombiticket lohnt! Karten unter 0152-05435609 oder ticket@pathosmuenchen.de (Voranmeldung notwendig, wegen begrenzter Zuschauerzahl)
Darüber hinaus befinden sich ANNA-SOFIE LUGMEIER und EVAMARIA MÜLLER sowie das Berliner Künstlernetzwerk NEXT VISIT in konkreten Vorbereitungen ihrer [h4rt]-Projekte. RENDEZVOUS 2018 sowie 'und hier ist Beginn und das Ende ist dort?' werden im Frühjahr 2017 im [h4rt] zu sehen sein. NEXT VISIT zeigt bereits am 22. Oktober 2016 um 20:30 Uhr eine Preview auf ihr Projekt. Die drei beteiligten Künstler Stef Heidhues, Alexej Meschtschanow und Natalia Stachon werden vor Ort von ihrem Vorhaben berichten.
Wir freuen uns sehr darauf, Sie und Euch zu den Veranstaltungen im September und Oktober im [h4rt] begrüßen zu dürfen!
Wer das [h4rt], seine Künstler und deren Projekte unterstützen möchte, findet auf unserer Website h4rt.org weitere Informationen!
Mit herzlichen Grüssen,
das [h4rt]-Team